Unter dem Sternenhimmel
Für den Donnerstag, 17. Dezember 2015 hatten wir vor, unser Leuchtsterne-Thema aus dem Willkommensnachmittag in der Erstaufnahme in der Bernecker Straße fortzusetzen.
Tags zuvor hatten wir versucht, den Flüchtlingskindern und den Erwachsenen – v.a. Männern – mit Zeichensprache zu erklären, dass wir am nächsten Tag wiederkommen werden. Bei unserem Eintreffen schien diese Information komplett nicht angekommen zu sein – keine Kinder waren in der Einrichtung zu entdecken. Die anwesenden Männer suchten sie, fanden aber keine. Waren sie etwa weitergeleitet worden? Diese Frage stellen wir uns immer, wenn wir wieder zum Spielen kommen. Wer ist noch da? Welche neuen sind gekommen? Werden wir an das Vorherige anknüpfen können oder komplett von vorne anfangen müssen oder dürfen?
Hier ist immer wieder unsere Flexibilität gefragt: Dann spielen wir eben mit den Erwachsenen, die sich gerne zu uns in den Spielbereich gesellen. Unser Anleitungsbuch zum Zeichnen wurde zum Sprachbuch – Namen von verschiedenen Tieren wurden buchstabiert und aufgeschrieben, dann begann ein gewohntes Ritual: Musik vom Handy, Zeichenblätter – und los ging´s. Die Männer eroberten sich den Spielraum und zeichneten Bilder mit gewohnten Motiven: Blumen, Berge und Bäume.
In der Zwischenzeit waren schon Kinder eingetroffen, andere als ursprünglich gedacht: Meine Kinder mit ihrer Freundin begannen das Leuchtstern-Thema zu erschließen – mit Scheren, Pinsel und Papier entstanden die ersten Sternlein für unseren Sternenhimmel. Und siehe da: der erste Flüchtlingsjunge schaute um die Ecke und es begann eine wunderbare Gemeinschaftsaktion. Die Gastkinder aus Deutschland zeigten Haschiem, wie Sterne gebastelt werden und so entstanden die schönsten Formen und machten aus dem Bauzaun mit Plastikplane, der den Spielbereich abgrenzt ein Sternenhimmel. Aus dem tristen Spielraum wurde so ein leuchtender Lebensraum.
Nach und nach kamen mehr Flüchtlingskinder, die tatsächlich zum „Market“ gegangen waren. Sie teilten ihre gerade erworbenen Chips mit uns während wir sie zu den obligatorischen Doppelkeksen einluden – eine schöne Gemeinschaft, die sich durch geteilte Zeit und geteiltes Essen auszeichnet und für alle fruchtbar ist.
Immer wieder war zu beobachten, wie gering die Hürden zwischen den Kindern sind und wie sich gemeinsames Spiel ohne Sprache entwickelt.
Zum ersten Mal hatten wir Quoridor mit dabei – ein Brettspiel mit sehr wenigen Regeln. Konstantin (7 Jahre aus Bayreuth) war der Spielpartner für Kinder und Erwachsene – und schließlich auch der Anleiter dieses Spieles: „Die verstehen doch Deutsch – ich hab denen das alles erklärt!“
Ich bin gespannt, ob die Sterne bei der nächsten Spielaktion noch im Spielbereich leuchten. Einige sind mit Sicherheit in die Schlafräume umgezogen und ein Leuchtstern wanderte als Geschenk von Hamid mit Gregor in sein Bayreuther zu Hause.
Eure Alex