Spielraumgestaltung

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Das Programm “Kultur macht stark” des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der BAG Spielmobile fördert das spielerische Entdecken des “Spiel-Raumes” für Kinder mit Fluchterfahrung. Da es bei winterlichen Temperaturen häufig nicht möglich ist, ausgedehnte Touren durch den Stadtteil zu unternehmen, da die Versorgung der Geflüchteten mit Kleidung in diesem Bereich unzulänglich ist, haben wir wenigstens den Spielraum, der den Kindern zugänglich ist, mit ihnen neu gestaltet. Die Ausdrucksmöglichkeit durch künstlerische Tätigkeit ist nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Erwachsenen, ein wichtiges Mittel sich mitzuteilen.

Vollbesetzung in der Erstaufnahme

Beim letzten Spieltag hatten die Kinder ihren Spielraum erobert und mit bunten Bändern dekoriert. Das nahmen wir zum Anlass, am 14.1.2016 eine Spielraumneugestaltung vorzubereiten.

Gleich bei der Begrüßung zeigte mir ein kleiner Junge, dass auf dem Spielsofa wohl nun sein Bett ist – ein Zeichen für eine große Belegung in der Einrichtung. Auf Nachfrage beim Personal bekam ich die Bestätigung: 215 Menschen waren zum Zeitpunkt in der Erstaufnahme gemeldet, aber mit einem großen Transfer wurde an diesem Nachmittag gerechnet. Gleichzeitig liefen auch noch ärztliche Untersuchungen und Blutabnahmen – Stress für alle Beteiligten: Geflüchtete, Personal, Security. In dieser angespannten Situation kamen also wir mit unserem Material und mit unseren Ideen.

Sofort wurden die Murmeln (dieses Mal hatten wir nur wenige dabei – und die waren am Schluss auch wieder weg…) bespielt und unser Bastelmaterial ergriffen, während wir die alten Bilder (es waren vor allem die unterschiedlichen Nationalflaggen noch da, alle anderen waren schon verschwunden) von den Wänden nahmen.

Auf Kinderhöhe hängten wir große Papierbahnen an die Wand und gaben die Kreiden und Stifte frei – und los gings auf dem Tisch und an der Wand wurden gemalt was das Zeug hielt:

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Auch unsere Spiele Quoridor und Schnipsspiel sowie Twister kamen zum Einsatz.

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Wieder einmal war unser Lautsprecher für die Musik ein Anziehungspunkt vor allem für die Jugendlichen. Dieses Mal tanzten einige Mädchen, wenn auch nur auf ihren Stühlen.

Auf einmal kam ein lauter Ruf: „TRANSFER“, der mehrfach wiederholt wurde und sogar über unseren Lautsprecher ausgerufen wurde. Mit dieser Ankündigung kippte die wilde unruhige Atmosphäre um in eine abwartende Stimmung. „Transfer“ bedeutete, dass etwa 60 Menschen in eine andere Einrichtung in der Umgebung weitergeleitet wurden. „Transfer“ bedeutete Ungewissheit, Unsicherheit und Abschiednehmen. Es dauerte bis ich den Hinweis eines Mädchen verstanden hatte, die mitten über dem Malen dreimal „Transfer“ zu mir sagte – als sie mich stürmisch umarmte wurde mir erst klar – auch sie, die gerade noch gemalt hatte, war ein Transfer-Kind.

Als die Busse abgefahren waren, tauchten plötzlich ganz andere Kinder im Spielbereich auf, die wir den ganzen Nachmittag über nicht gesehen hatten. Gemeinsam mit ihnen gestalteten wir weitere Bilder und eine Jugendliche und Erwachsene malten Bilder, die wir schon seit langem kennen: ein weinendes Syrien, den Aufruf „Helft Syrien“ und immer wieder Vögel. Inzwischen wissen wir, dass der Vogel Freiheit und Frieden bedeutet.

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Hier noch einige Bilder, die bei der Aktion entstanden:

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Drei Männer gestalteten Erinnerungen an ihre Heimat im irakischen Kurdistan. Auf dem Handy hatten sie Fotos einer Brücke, die sie zeichneten, mit unserem Tapes und dem Kreppband rahmten und an einen extra hohen Platz an unserer Bilderwand hängten:

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Vom Personal in der Erstaufnahme erfuhren wir, dass an den nächsten Tagen weitere Transfers folgen werden – vielleicht ja in die ersehnte Freiheit?

Für uns bedeutet das Unsicherheit: Wer wird beim nächsten Spieletag da sein? Es wird mit Neuzugängen aus der anderen Erstaufnahme in Bayreuth gerechnet. Was ist mit unserer Idee, die Geflüchteten in unseren Spielraum einzuladen? Ist das überhaupt machbar? Wir werden versuchen, die Einladung gemeinsam mit einem Übersetzer auszusprechen und dann lassen wir uns überraschen…

Eure Alex

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