Wir verbinden uns mit der Stadt Teil 2- Spielmobil in der Burg Sommer 2025

Ich habe mir in diesem Sommer vorgenommen, einige Verbindungen in die Stadtmitte für
die Kinder der Burg herzustellen und gleichzeitig mehr Sichtbarkeit des Spielmobils in
Bezug auf die Arbeit mit dem Stadtteil Burg in der Stadt zu erreichen. Außerdem möchte
ich, dass die Bewohner*innen des Stadtteils durch Begegnungen gute und hilfreiche
Kontakte knüpfen. Das Viertel hat nicht den besten Ruf in der Stadt. Dies wird oft
pauschal auf Bewohner*innen projiziert, was zum einen ungerecht und zum anderen
ungerechtfertigt ist. Diese Vorurteile schmälern die Chancen der Kinder in ihrem
Vorankommen. Probleme sind sicher vorhanden, aber die Kinder sind, nicht zuletzt durch
die kontinuierliche Arbeit von wundersam anders e.V. sozial gut eingebettet und verfügen
wegen der kontinuierlichen Vernetzungsarbeit über ein gutes Gemeinschafts- und
Sozialgefühl.

1. Stadtbibliothek Bayreuth

Vorarbeit:

Kontaktaufnahme zur Leitung der Kinderbibliothek, Frau Warzecha im Februar 2025. Der
Stadtteil Burg war ihr bis dahin nicht bekannt, sie war aber sofort erfreut von meiner
Initative. Erste Gespräche und Ideen über mögliche Zusammenarbeit, gegenseitige
Besuche und Aktionen. Konkretisierung im April, Festlegen und Planung eines Termins.
Besuch aus der Stadtbibliothek in der Burg
Am 06.05.25 fand ein erster Besuch der Leitung der Kinderbibliothek im Stadtteil Burg
statt. Frau Warzecha hatte mit ihrer zugewandten Art schnell Kontakt zu den interessierten
Kindern gefunden. Da der Spielmobilanhänger an diesem Tag an einem anderen
Einsatzort war, behalfen wir uns mit einer Picknickplane und Sitzkissen. Die informelle
Picknicksituation ließ uns schnell gemütlich werden. Wir sprachen über Bücher,
Geschichten schreiben, Fantasie. Es kam die Idee auf, das wir sowas auch selbst können,
weil wir das ja öfters tun. Die Kinder entwickelten Charaktere und erfanden gemeinsam
eine Geschichte. Sie malten Bilder dazu und wir machten einen kleinen Film über die
Geschichte, an dem mehrere Kinder beteiligt waren. Alexandra Warzecha hatte auch
mitgemalt und so entstand eine schöne und natürliche „Miteinanderatmosphäre“. Wir
sprachen über einen möglichen Gegenbesuch in der Stadtbibliothek, zu dem uns Frau
Warzecha herzlich einlud. Die Kinder freuten sich und wir notierten mögliche Termine

Das Spielmobil macht eine „Exkursion“ in die Stadtbibliothek

Termin nochmal bestätigt, alle Erlaubniszettel ausgefüllt? Regenjacken und Schirme
dabei? Regeln zum Wandern in die Stadt besprochen und los gings. Dabei: Isa, die
Leitung im Feld, Teamende Vanessa, Zisa, 8 Kinder (8-12 Jahre) und die Oma eines
Kindes. Das Wetter hielt, die Laune war super und die Kinder passten gut aufeinander auf.
In der Stadtbibliothek erwartete uns Alexandra. Die Kinder hatten sofort ein vertrautes
Gefühl und knüpften an den Nachmittag in der Burg an. „Weißt du noch, als wir uns die
Geschichte gemeinsam ausgedacht haben…“. „Aber mich kennst du auch, weißt du noch
wie ich heiße?“
Alexandra erzählte uns in der Leseecke von den verschiedenen Medien, die man in der
Bib ausleihen kann, von CDs über Hörspiele, Comics, Tonis und normale Bücher. Als das
Thema auf die verschieden Altersgruppen und Schwierigkeitsgrade beim Lesen kam,
fragte ein Kind ob es auch Bücher gibt in einfacher Sprache, für Leute die zwar schon älter
sind, und keine Erstklässlerbücher mehr lesen wollen, aber zum Beispiel
Leserechtschreibschwäche haben. Zuvor hatte ein Mädchen darüber gesprochen, dass
sie mit Büchern sowieso nichts am Hut hat, da sie sich so schwer beim Lesen tut und das
so anstrengend ist, dass sie es lieber ganz lässt. In der Gruppe wird viel und offen über
Probleme in der Schule gesprochen, und so wusste das andere Mädchen das
einzuordnen. Dass sie die Gelegenheit ergriff und bei der Leitung der Kinderbibliothek
fragte, ob es nicht auch interessante Literatur in diesem Bereich gäbe war wirklich sehr
mutig. Sie hat ihre Freundin damit nicht bloßgestellt sondern geschickt eine Diskussion
aufgemacht, die dazu führte, dass Frau Warzecha diese Problematik als Anregung in das
Team der Bibliothek tragen möchte. Vielleicht gibt es dank unseres Besuches auch in
Bayreuth bald Bücher, die einen niedrigeren aber trotzdem interessanten Einstieg in die
Welt des Lesens bieten können. Frau Warzecha meinte, dass es in anderen Bibliotheken
solche Bücher gibt und die Chancen ganz gut stehen.
Die Kinder erlebten dadurch Selbstwirksamkeit, und es war deutlich ein Zusammenhalt in
der Gruppe zu spüren. Das betroffene Kind wurde durch die Gruppe aufgefangen und es
wurde gemeinsam nach einem Vorankommen gesucht. Ich hatte ein Gänsehautgefühl in
diesem Moment, wie reif die Kinder im Umgang miteinander sind. Isa hat dabei einen
großen Anteil, sie fördert das Feingefühl im Umgang und der Kommunikation. In der Burg
werden oft Probleme angesprochen und wir suchen gemeinsam nach Lösungen.

Dann lud Frau Warzecha die Kids zu einer Bibliotheksralley ein. Es gab verschiedene
Stationen und kniffelige Fragen. Die Kids machten mit Begeisterung mit und traten gegen
das Team Isa an. Zum Schluss gab es für jeden ein Lesezeichen und ein kleines Büchlein.
Die Kinder hatten dann noch Zeit sich selbst umzusehen und Bücher auszuleihen. Einige
Kinder nahmen gleich mehr als ein Buch mit. Manche Kinder hatten bereits Erfahrung im
Umgang mit der Bibliothek, für andere war es eine neue Möglichkeit an Bücher
heranzukommen und sie staunten was das für ein Schatz ist. Ich könnte mir gut vorstellen,
dass durch den guten Kontakt zur Leitung der Bibliothek und der Vernetzung innerhalb der
Gruppe, die Schwelle zum Ausleihen durch unsere Aktion sehr niedrig geworden ist. Jetzt
weiß jeder wie Bibliothek funktioniert, wer da wo arbeitet, und dass es ein wirklich toller Ort
in unserer Stadt ist.

Am Ende fragte ich bei Frau Warzecha nochmal nach, wegen einer bereits angestupsten
Ausstellungsmöglichkeit für Bilder der Kinder in der Kinderbibliothek. (Da wir ja ganz viel
künstlerisch arbeiten in der Burg) Frau Warzecha zeigte uns den Platz rund um den
Riesenschirm. Dort hängen viele Ausmalschablonenbilder an einer Wäscheleine, die dann
abgehängt werden, während wir dort ausstellen. Es ist dort zwar optisch etwas unruhig
und die Bilder werden schief an der Wäscheleine hängen, aber es ist trotzdem ein belebter
zentraler Ort, und klar machen wir das! Sie wird mir schreiben, wann das, hoffentlich noch
im Herbst möglich sein wird. Am coolsten wäre es, wenn wir es richtig offiziell mit einer
kleinen Vernissage machen könnten. Also auch Eltern dazu einladen und so.

Text: Franziska Fröhlich